Warum sie in ihrer Form stark an einen Nierentisch aus den 70ern erinnert?
Grafik-Designer Bernhard Schwär vermutet tief liegende Kindheitserinnerungen, die ihn im Jahre 1994 dazu trieben, dem Stand der „Landseelsorge“ bei der Badischen Landwirtschaftsausstellung (BALA) in Freiburg eine geschwungene Theke zu verpassen.
Er fand auch jemanden, der seine Idee in die Tat umsetzte: Der damalige Landvolkreferent Benedikt Schalk – im Erstberuf Schreiner, außerdem Agraringenieur, jetzt Umweltreferent der Erzdiözese Freiburg – bog fachkundig und geduldig.
Die Theke begann zu existieren.
Seit 1994 fand sich unsere Theke alle drei Jahre auf der Badenmesse wieder (hier 2007).
1995 verschlug es sie sogar auf die Internationale Grüne Woche (IGW) nach Berlin – ihre bisher weiteste Reise.
Kam sie anfangs in eher gedeckten Farben daher, konnte sie bald schon ein kräfiges Gelb erlangen und längere Zeit halten. 2004 mit dem Logo des Projektes „LebensQualität durch Nähe“ – umgeben von zertrampeltem Rollrasen.
Sie fand immer wieder ambitionierte Restaurateure, die sich ihrer Pflege und Verschönerung widmeten.
Ihren Wohnsitz hatte sie viele Jahre im Erzbischöflichen Seelsorgeamt in Freiburg-Herdern.
Dort fristete sie überwiegend ein trostloses Dasein in einem Vorraum – nur selten beschehrten ihr besondere Events einen Ausflug an das Sonnenlicht.
Schließlich bekam sie Konkurrenz von einer neuartigen Holzkonstruktion. Als man sich 2008 aufmachte, um wieder zur Internationalen Grünen Woche nach Berlin zu fahren, ließ man die Theke einfach zurück! Sie wurde nicht mehr gebraucht.
Zusehens fand sie sich von wuchtigen Gegenständen verdrängt im Abseits.
Ihr Niedergang fand schließlich seinen Höhepunkt in der Verbannung in einen dunklen Keller südlich von Freiburg.
Dort schlummerte sie – bis zum Tag ihrer Befreiung im Jahre 2011.
Sie gelangte in einem Transporter in den Schwarzwald …
… nach Breitnau in den Zimmerackerhof – zu ihrem Erfinder Bernhard Schwär.
So sah sie aus, als sie dort ankam: Eine ihrer drei Rollen war bei einem Sturz gebrochen.
Die Strapazen der zurückliegenden Jahre hatten deutliche Spuren hinterlassen.
In einem Schuppen bekam sie von Bernhard Schwär, nicht nur Grafik-Designer, sondern auch gelernter Maler und Lackierer, ein neues Gewand.
Sie wartete schon picobello fertig auf ihren nächsten großen Einsatz, als eine Stunde vor ihrer Abholung ein Gewitter aufzog und der Regen durch ein Loch im Dach auf sie nieder ging.
Mit einem Föhn gelang es Bernhard ihren schönen neuen Anstrich zu retten und sie transportfertig werden zu lassen.
Damit ihr auf dem weiten Weg nichts widerfuhr, sicherten Seile ihre Lage.
Welch neuer Glanz, welch ehrenvolle Aufgabe für die Theke: Der Messestand der Landesjugendrings Baden-Württemberg auf der Fachmesse des Deutschen Kinder- und Jugendhilfetages von 7. – 9.6.2011 auf der Messe Stuttgart.
Umringt von WaffelbäckerInnen und MessebesucherInnen stand sie drei Tage lang im Mittelpunkt.
Und was die Theke heute macht?
Nun, was sollen wir sagen …
Aktuell befindet sie sich wieder in einem Keller.
Der allerdings viel komfortabler ist als ihr alter Keller.
Wir sind gespannt, was noch an Abenteuern auf sie wartet.
Rainer Dibbern, damals noch Hamm, hat gerade auf Facebook drauf hingewiesen, dass er damals an der Theke und dem Akustik-Ei mitgebaut hat. Das Akustik-Ei wurde zwischendurch mal aus dem Keller des Seelsorgeamtes verwiesen und soweit ich weiß verschrottet.
Oder vielleicht haben es doch noch die St. Ulricher heimlich auf irgend einem Speicher … 😉
Liebe Irene,
vielen Dank für die wunderbare Thekengeschichte … und danke Dir für die Wiederentdeckung und Bernhard für die Restauration … das geht mir richtig ans Herz.
Mal gucken vielleicht finden sich noch Fotos von der Produktion in unserem Hof in der Ziegelmatten in Ehrenstetten.
Ich wünsche der Theke übrigens noch ein langes und erlebnissreiches Leben bei guter Gesundheit und reichlicher Ästhimation …
… überstreichen kann man ja immer … oder?